Unterreichenbach  Geschichte        Vogelsberger Dom       Segelflugplatz        

Ortsteil der Gemeinde  Birstein

 

Unterreichenbach liegt etwa 2,5 km nordwestlich von Birstein. In geschichtlicher Hinsicht ist Unterreichenbach weit vor der ersten Nennung von Birstein als wichtigster Ort des südlichen Vogelsberges erwähnt. 

Der Segelflugplatz von Unterreichenbach

 

 Segelflugplatz in Unterreichenbach

Von der Ortsgruppe Gelnhausen des Deutschen Luftsportverbandes war vor dem Zweiten Weltkrieg in der Gemarkung Unterreichenbach auf dem Apfelberg ein Segelflugplatz errichtet worden. Auf dem ‘Äppelberg’, wie er im Dialekt heißt, war dazu um 1935 eine zweigeschossige Halle gebaut worden. Im Erdgeschoss wurden die Segelflugzeuge untergestellt, das Obergeschoss bestand aus einem großen Raum, den die Flugschüler als Schlafraum nutzten. Etwas abseits der Halle, Richtung Rabensteiner Straße, wurde eine kleine Hütte errichtet, die als Küche diente und in der in den Vorkriegsjahren die Verpflegung für die Jugendlichen zubereitet werden konnte.

 

In den Vorkriegsjahren fand die Ausbildung in Unterreichenbach hauptsächlich an Wochenenden statt. Die Durchführung lag in den Händen der Flieger-HJ und des National- Sozialistischen- Flieger- Korps (NSFK). Durch diese vormilitärische Segelfliegerausbildung wurden talentierte Jugendliche an die Fliegerei herangeführt. Hierdurch konnte relativ leicht festgestellt werden, ob ein Flugschüler für eine weitere Ausbildung auf Motorflugzeuge überhaupt geeignet war. Ein guter Gleichgewichtssinn und keine Höhenangst waren unbedingte Voraussetzung für die Ausbildung. Erst in den Kriegsjahren spielten auch noch die Kosten eine große Rolle, da bei der Segelfliegerei kein Treibstoff benötigt wurde, aber der Flugschüler bereits Flugpraxis erhielt, die wiederum die Ausbildungszeit auf Motorflugzeugen verkürzte.

 

Nicht nur die Flieger-HJ aus Gelnhausen, sondern auch flugbegeisterte Jungen aus den umliegenden Orten trafen sich hier, um sich den Traum vom Fliegen zu erfüllen. Die Schulungen fanden zunächst nur an Wochenenden statt. Wilhelm Rückriegel, Jahrgang 1921, erinnert sich, daß er von seinem Heimatort Eckartshausen mit dem Fahrrad nach Unterreichenbach fuhr. Er nahm vom 13. Dez. 1936 bis zum 30. Juli 1937 an einem solchen Lehrgang teil. Ausbilder war der Gleitfluglehrer Weißenberger aus Langenselbold und ein Hilfsausbilder Bethke. Der Abschluss bestand aus der sogenannten A-Prüfung, bei der ein 30 Sekunden dauernder Geradeausflug gefordert war. Ein entsprechendes Abzeichen dokumentierte die bestandene Prüfung. Die weiteren Prüfungen fanden nicht mehr in Unterreichenbach statt. Das war die B-Prüfung, bei der ein Flug von mindestens 60 Sekunden Dauer in einer geflogenen Acht Voraussetzung war und die C-Prüfung, die einen Flug von fünf Minuten Dauer voraussetzte.1) 

In den Anfangsjahren stellten Lehrer und Flugschüler die Segelflugzeuge bei der Schreinerei Alt und in der Wollkämmerei Kausemann, dann bei dessen Nachfolger Vonderlehr im Birsteiner Unterberg, selbst her. Die Segler bestanden aus Massiv- und aus Sperrholz, das verleimt und verschraubt wurde. Die Tragflächen waren mit Segeltuch bespannt, der mit Klarlack überstrichen war. Auch alle Reparaturarbeiten wurden hier unter Anleitung des Schreinermeisters Heinrich Schauberger, Hettersroth, durchgeführt.

 Bei der Ausbildung in Unterreichenbach verwandte man in den Folgejahren den Schulgleiter (SG) 38. Dieser wurde auch als 10m-Zögling bezeichnet. Der Pilot saß angeschnallt im ‘Freien’. Später gab es auch Modelle, bei denen der Pilot wie in einer Wanne saß, die als Boot bezeichnet wurde. An dem Gleiter waren V-förmig nach vorne zwei Gummiseile befestigt, die von zwei Mannschaften mit jeweils 6 - 8 Mann angespannt wurden, wobei die beiden Mannschaften nach vorne liefen. Hatten die Seile die richtige Spannung erreicht, löste der Pilot die rückwärtige Verankerung und der Gleiter katapulierte sich in die Luft. Je nach Ausbildungsstand und entsprechenden Wind- und Thermikverhältnissen konnten die Flüge bis an die nördlich von Unterreichenbach gelegenen Wiesen führen. Auf einem zweirädrigen Wagen brachten die Flugschüler die Gleiter wieder in Startposition zurück. Ein weiteres Fluggerät das in Untereichenbach Verwendung fand, war der Schulgleiter Grunau 9 (SG 9), den die Firma Schneider in Grunau im Riesengebirge, Kreis Hirschberg, Regierungsbezirk Liegnitz, herstellte.

 Mit zunehmender Kriegsdauer kam es bei der Luftwaffe zu einem Mangel an Piloten. Um die Pilotenausbildung kostengünstiger durchzuführen, gewann die Segelflugausbildung mehr und mehr an Bedeutung. So wurde auch das Fluggelände in Unterreichenbach von der Luftwaffe als Ausbildungsort genutzt und als Außenstelle des Fliegerhorstes Rothenbergen diesem unterstellt. Der Segelflugbetieb mit Hanggleitern erlangte ab 1942 in Unterreichenbach den Rang einer militärischen Vorschule.

 

Von 1942 bis Ende 1944 wurde auch auf dem Fliegerhorst Rothenbergen Segelflugausbildung betrieben. In Deutschland gab es vor und während des Krieges 36 Flugschulen. Jede dieser Flugschulen hatte zwei Gruppenfluglehrer denen wiederum jeweils 6 - 7 Fluglehrer unterstanden. Um die Segelflugausbildung überhaupt erst durchführen zu können, hatte das Reichsluftfahrtministerium (RLM) angeordnet, daß zunächst die Gruppenfluglehrer eine Segelflugausbildung machen mußten. Hierzu wurden sie zu einem Lehrgang nach Rothenbergen einberufen. Da die Größe des Platzes in Rothenbergen nicht ausreichte, wurden in Altenstadt, Ettinghausen bei Grünberg und in Unterreichenbach Außenstellen eingerichtet. Im Gegensatz zu den anderen Plätzen, die Schleppflugzeug oder Winden zum Start der Segler einsetzten, wurden die Starts in Unterreichenbach nach wie vor mit dem Gummiseil durchgeführt. Die Segelflugschule in Rothenbergen unterstand direkt dem Reichsluftfahrtministerium (RLM) und wurde ab 1942 von einem Major Sarnighausen geleitet.2)

 

Die Segelflugausbildung unterstand Hauptmann Berke, der vom Leithorst Liegnitz nach Rothenbergen versetzt worden war. Dieser stelle im Jahre 1942 im Auftrag des RLM das Ausbildungspersonal zusammen, das sich hauptsächlich aus ihm bekannten Soldaten seiner Liegnitzer Zeit zusammen setzte. Das war zunächst einmal Feldwebel Willi Fischer, den der Versetzungsbefehl in Oslo erreichte und von dem später noch die Rede sein soll. Der Unteroffizier Kurt Wieden aus Solingen wurde aus Frankreich nach Rothenbergen versetzt. Unteroffizier Klaus Krause, gebürtig aus Jauer in Niederschlesien, war im Südabschnitt der Ostfront eingesetzt und traf am 5. Sept. 1942 in Gelnhausen ein. Er schloss sich einer Wandergruppe an und erreichte im Laufe des Tages den Fliegerhorst Rothenbergen zu Fuss. Der Obergefreite Oskar Hermann aus Liegnitz war bereits auf dem Fliegerhorst Rothenbergen Gleitfluglehrer und wurde dort noch zum Segelfluglehrer im Doppelsitzer ausgebildet. Weitere Ausbilder waren der Obergefreite Hans-Joachim Senssfelder und der Gefreite Karl Johne aus dem Sudetengau. 3)

 

In Rothenbergen wurde auch die streng geheime Ausbildung von Marinesoldaten an dem Schlepp-Tragschrauber Focke-Steglitz 330 (Bachstelze) durchgeführt, der von U-Booten aus zur Aufklärung zum Einsatz kam. Die Ausbildung der U-Boot-Matrosen diente der Führung und Beherrschung des vorgenannten Fluggerätes. Willi Fischer leitete vom 4. Dez. 1942 bis 15. Febr. einen Lehrgang mit zwölf U-Bootmatrosen in Rothenbergen. Die Ausbildung umfasste eine ganz normale Segelflugausbildung mit Winden- und Flugzeugschlepp, sowohl unterrichtsmäßig als auch fliegerisch und schloss mit dem Erwerb des Luftfahrerschein für Segelflugzeugführer ab. An der dann folgenden Umschulung auf die ‘Bachstelze’ konnte er nicht mehr teilnehmen, da Feldwebel Willi Fischer nach Unterreichenbach als Segelfluglehrer und Gruppenleiter kommandiert wurde. 4) Dort leitete er vom 17. Febr. bis 3. März 1943 eine Anfängerschulung. Nach erfolgter Schulung in Unterreichenbach gingen die Soldaten nach Rothenbergen oder Altenstadt zurück um dort, entsprechende Eignung vorausgesetzt, im Doppelsitzer ‘Kranich’ bis zum Alleinflug im Winden- bzw. Flugzeugschlepp weitergeschult zu werden. Dem schloss sich vom 22. Juni bis 5. Juli 1943 eine Gleitfluglehrerausbildung und vom 22. Nov. bis 1. Dez. 1943 wieder eine Anfängerschulung an.

 

Das Stammpersonal, einschließlich der Sanitäter und Techniker, war bei Landwirten in Unterreichenbach untergebracht. Willi Fischer war bei der Familie Heinrich Bach, Haus-Nr. 37, die auch die Poststelle führte, einquartiert. Die nach Unterreichenbach abkommandierten Soldaten waren im Saale der Gaststätte Herchenröder untergebracht und wurden auch dort verpflegt. In Unterreichenbach waren jeweils zwei bis drei Fluggruppen von jeweils zwanzig Flugschülern pro Gruppe stationiert. Täglich wurde dann der Weg zwischen dem Dorf und dem Ausbildungsgelände am ‘Äppelberg’ in Marschkolonne zurückgelegt. Es kam aber auch vor, daß die Ausbildung ausgesetzt wurde. Bei einem überraschenden Besuch von Hauptmann Berke im Sommer 1943 fand dieser das Übungsgelände verweist vor, da alle Soldaten den Bauern bei der Heuernte halfen. Zwar mußten sich die Ausbilder einige Vorhaltungen anhören, Hauptmann Berke zeigte aber Verständnis, so daß es keine weiteren Konsequenzen nach sich zog.

 

Nach dem Ende des Krieges befürchtete die Gemeinde, daß durch die Ausbildungsstätte am ‘Äppelberg’ es zu Repressalien seitens der Besatzungsmacht kommen könnte. Auf Veranlassung von Bürgermeister Schleich wurde im Herbst 1945 die Halle am ‘Äppelberg’ durch Ortsbewohner überstürzt und planlos abgerissen. Noch brauchbare Teile des Gebäudes verwendeten die Landwirte zum Bau einer Dresch- und Maschinenhalle in der Bachgasse, nachdem sie von Konrad Schleich entsprechend umgezimmert worden waren. Selbst die Betonfundamente, auf denen die Eckpfosten standen, wurden ausgegraben und beim Hallenbau wieder genutzt. So waren schon kurze Zeit nach Ende des Zweiten Weltkrieges alle Spuren an den Segelflug in Unterreichenbach verschwunden.

 

  

Quellen und Literaturnachweis

 

1. Persönliche Erinnerungen von Wilhelm Rückriegel, Niedergründau

2. Gerhard Freund, Der Fliegerhorst Gelnhausen Rothenbergen 1995

3. Persönliche Erinnerungen von Klaus Krause, Gelnhausen

4. Persönliche Erinnerungen von Willi Fischer, Rodewisch, Vogtland.

 

 

 

Hallo Reinhold- Text wird hier sicherlich noch . anders umgebrochen und es kommen ja noch Bilder rein.

 

Was die restlichen Texte betrifft... auch für andere Ortsteile.... ja sogar außerhalb  der Gerichte Reichenbach und Spielberg..... da wäre ich froh, wenn Du mich ein wenig unterstützen könntest............... ich brüche alles nur in reiner Textform

 

als Gag kann man ja auch mal andere Schriften einsetzen..

zum Beispiel Fraktur

oder.

zum Beispiel Lincoln

oder.

zum Beispiel originale Sütterlinschrift