Das Reich der Franken

Die Merowinger

Das 6. bis 7. Jahrhundert ist als Merowingische Zeit bekannt. In diesem Zeitraum konsolidiert sich die Siedlung auf dem Frankfurter Domhügel und gewinnt immer mehr an Bedeutung.

482 - Der Frankenkönig Childerich aus dem Geschlecht der Merowinger stirbt auf seiner Residenz in Tournai. Sein 16jähriger Sohn Chlodwig wird Childerichs Nachfolger

493 - Chlodwig I. heiratet die katholische Burgunderprinzessin Chrodechildis (Chrodechilde, Chlotilde).

496 - Die Alemannen, die dem Expansionsdrang der Franken unter König Chlodwig im Wege sind, stellen sich zum Kampf und erleiden eine entscheidende Niederlage. Schließlich werden die Alemannen nach Süden vertrieben, und die Franken machen die Gebiete an Main und Mittelrhein zu ihrem Kernland. Der Merowinger Chlodwig, der bis zu der Schlacht nur seinen heidnischen Göttern huldigt, konvertiert zum Christentum, als er von den Alemannen fast besiegt wurde. Da seine Götter ihm nicht beistehen, ruft er Jesus Christus an, und plötzlich wendet sich das Schlachtenglück.

496, 25.Dezember - Chlodwig läßt sich von Bischof Remigius in Reims bei Paris taufen. Etwa 3000 von Chlodwigs Leuten folgen seinem Beispiel. Der Königssippe der Merowinger wurden von je her magische Kräfte zugeschrieben, und durch Chlodwigs erfolgreiche Kriegszüge steigerte sich ihr Ansehen noch. Trotz der Taufe blieben diese heidnischen Vorstellungen das tragende Element des merowingischen Königtums.

- Chlodwig übernimmt das römische Verwaltungssystem. Es folgen die ersten Aufzeichnungen der Lex Salica (des fränkischen Volksrechts).

- Die Siedlung auf dem Domhügel entwickelt sich zur fränkischen 'Villa regia' (Königsstadt). Der Name 'Villa Franconovurd' (Furt der Franken) dürfte auf diese Zeit zurückgehen, wird aber erst 794 urkundlich erwähnt.

- Fast das gesamte Gebiet zwischen Rhein, Main und Neckar geht nach dem Sieg der Franken über die Alemannen in fränkischen Fiskalbesitz über. Es entsteht eine Organisation von Gauen (Lahngau, Niddagau, Rheingau und Wetterau) und Forsten (Dreieich, Odenwald, Spessart), die noch bis in die heutige Zeit nachwirkt.

ca. 500 - Die Mainfurt im Süden des leicht ansteigenden Hügels ist die Furt der Franken Furt geworden - "Franconofurd".

- Auf dem Domhügel entwickelt sich aus dem alemannischen Herrenhaus und ehemaligen römischen Villengebäude ein fränkischer Königshof. Der frühe merowingische Königshof Frankfurt wurde bei seiner Durchreise zum Aufenthaltsort des Herrschers der Franken.

511 - Da sich das Krönungsheil auf alle Träger königlichen Blutes vererbte, waren beim Tode Chlodwigs in Paris seine vier Söhne gleich erbberechtigt. Das bedeutete die Teilung des fränkischen Reiches. Childebert I. residiert nun in Paris, Theuderich I. in Reims, Chlodomer in Orléans und, Chlothar I. in Soisson.

Durch weitere Teilungen und innere Kämpfe wurden die Merowinger geschwächt.

531 - Eroberung des Thüringerreiches mit Hilfe der Sachsen.

532-34 - Unterwerfung des Burgunderreiches durch Chlothar I., Childebert I., und Chlodwigs Neffen Theudebert I. (Schlacht bei Autun).

535-37 - Die Franken erhalten die Reste Alamaniens und die Provence von den Ostgoten um sie zur Neutralität zu bewegen.

539 - Sieg Theudeberts über Ostgoten und Byzantiner, doch die Eroberung Oberitaliens gelingt nicht. Bayern wird vom Frankenreich abhängig.

558 - Chlothar I. vereinigt das Frankenreich.

561 - Mit dem Tode Chlothars I. beginnt eine Zeit der Wirren. Das Gesamtreich wird unter seinen vier Söhnen aufgeteilt, und nach dem Tode eines Sohnes noch einmal unter die restlichen drei.

Es bilden sich also die drei Teilreiche Neustrien (Hauptstadt: Paris), Austrien (Reims/Metz) und Burgund (Orléans). Streitigkeiten um den vierten Reichsteil beherrschen die Politik gut ein halbes Jahrhundert lang. Hauptakteure sind zu dieser Zeit nicht die Könige, sondern die verfeindeten Königinnen Fredegunde von Neustrien und Brunhilde von Austrien/Burgund. Zu den inneren Kämpfen kommt die Gefährdung der Grenzen, Bretoneneinfälle mehren sich im Westen.

569 - Im Süden des Frankenreichs unternehmen die Langobarden Raubzüge.

613 - Chlothar II. kommt durch eine Adelsrevolte an die Macht und lässt Königin Brunhilde zu Tode foltern. Er vereinigt das Gesamtreich, nachdem die Aristokratie von Burgund und Austrien und Führung von Bischof Arnulf von Metz und Pippin dem Älteren sich ihm angeschlossen haben.

614 - Die Hausmeier etablieren sich als die eigentlichen Machthaber. Die Zeit der Wirren scheint vorbei, doch nun trotzt der fränkische Adel Chlothar II. das Edictum Chlotharii ab. Dadurch geht die Staatsgewalt weitgehend auf den Grundbesitzadel über, und an der Verwaltungsspitze der drei Teilreiche Neustrien, Austrien und Burgund sichern sich die Hausmeier, die Vorsteher des königlichen Hauswesens und Leiter der berittenen königlichen Gefolgschaft, weitreichende Befugnisse.

629 - Dagobert I. vereinigt wieder das Gesamtreich.

639 - Nach dem Tode Dagoberts I. verlieren die Merowinger immer mehr Macht an den Adel, an dessen Spitze die Hausmeier (d.h. Vorsteher des königlichen Hauswesens und Führer des königlichen Gefolges) traten

679-714 - Pippin II., einer der obersten Hof- und Staatsbeamten (Hausmeier) setzt sich im Merowingerreich immer mehr durch. Marius zieht im Hintergrund die Fäden.

687 - Der austrische Hausmeier Pippin II. (der Mittlere) vereint durch seinen Sieg über den neustrischen Hausmeier bei Tertry das fränkische Reich wieder und führt anstelle des schwachen Merowingerkönigs, der weiter in Neustrien (westliche Frankenreich) regiert, die Regierung.

689 - Pippin II. besiegt die Friesen, und Westfriesland wird mit dem Frankenreich vereinigt

700 - Der fränkische Königshof am Domhügel wird in Stein ausgebaut.

711/12 - Das Westgotenreich wird durch die arabische Eroberung Spaniens vernichtet

714 - Nach dem Tod Pippins des Mittleren setzt sich sein unehelicher Sohn Karl Martell, der Hammer, als Hausmeier des gesamtfränkischen Reiches durch und baut die Machtstellung der Karolinger weiter aus.

732 - Hausmeier Karl Martell besiegt die über die Pyrenäen vorgestoßenen muslimischen Araber bei Tours und Poitiers. Dieser Sieg brachte ihm den Beinamen Retter des Abendlandes.

737 - Karl Martell regiert ohne merowingischen Schattenkönig.

739 - Papst Gregor III. bittet Martell um Schutz gegen die Langobarden, damit erkennt das Papsttum die Hausmeier als eigentliche Herrscher an. Unter Karl Martell kommt es auch zur Herausbildung des Lehnwesens: Die Gefolgsleute werden mit Land belehnt gegen Leistung militärischer Dienste.

741 - Pippin III. (der Jüngere bzw. der Kleine), ein Sohn Karl Martells, erhält als Hausmeier beim Tod seines Vaters Neustrien, Burgund und die Provence. Sein älterer Bruder Karlmann bekommt (ebenfalls als Hausmeier) Austrien, Alemannien, Schwaben und Thüringen.

742 - Karl der Große wird als ältester Sohn Pippins des Kleinen und dessen Gemahlin Bertrada geboren.

743 - Pippin III. und Karlmann setzen den Merowinger Childerich III. als König ein.

747 - Nach der Christianisierung Hessens wird Bonifazius, der Apostel der Deutschen, Bischof von Mainz.

-          Karlmann, der Bruder Pippins III. zieht sich als Mönch nach Monte Cassino zurück

750 - Pippin III. läßt dem Papst die Frage vorlegen, ob es gut sei, daß es im fränkischen Reich Könige ohne königliche Gewalt gebe. Der Papst antwortete es sei besser, der wirkliche Herrscher heiße König.

 

 

Die Karolinger

Ende 751 - Pippin III. verbannt auf eine Weisung des Papstes Zacharias den merowingischen König Childerich III. ins Kloster und läßt sich in Soissons von den fränkischen Großen zum König wählen und durch die kirchliche Salbung legitimieren.

Pippin III. wird der erste König der Franken, welcher der Familie der Karolinger entstammt. Es werden in seiner Regierungszeit viele Dörfer und Städte zwischen Rhein, Main und Neckar zum ersten Mal urkundlich erwähnt - nur nicht Frankfurt. Marius ist nach der Königswahl Pippins umso froher, Flavia losgeworden zu sein, denn nun hat er mit dem König die alleinige Macht über das Frankenreich.

- Mit der Salbung Pippins wird das für das ganze Mittelalter folgenreiche Bündnis zwischen Papsttum und fränkischen Königstum begründet. Für den Papst bedeutet dies in erster Linie einen Rückhalt gegen die Langobarden, die Pippin erfolgreich bekämpft. Die den Langobarden abgenommen Gebiete (das Exarchat Ravenna) überträgt Pippin dem Papst als Besitz der Kirche. Diese sogenannte Pippinische Schenkung begründete den Kirchenstaat.

754 - Papst Stephan II. setzt Pippin dem Kleinen feierlich die Königskrone aufs Haupt.

764 - Das Kloster Lorsch wird gestiftet. Durch dieses berühmte 'Reichskloster' wird der Odenwald erschlossen.

767 - Erste urkundliche Erwähnung von Bockenheim bei Frankfurt.

768 - König Pippin III., der Kleine, stirbt, und seine Söhne Karl und Karlmann werden seine Nachfolger.

771 - Karl der Große wird nach dem Tod seines jüngeren Bruders Karlmann zum Alleinherrscher des Frankenreichs und beginnt sein Imperium zu formen.

772 - Erste urkundliche Erwähnung von Ginnheim bei Frankfurt.

773 - Nachdem Papst Hadrian I. ihn gegen die Langobarden unter Desiderius um Hilfe gerufen hat, bricht Karl der Große in Italien ein und belagert Pavia.

774 - Karl der Große unterwirft die Langobarden vollständig, nimmt deren König Desiderius gefangen und setzt sich selbst die Königskrone der Langobarden auf. Er nennt sich fortan 'rex Francorum et Langobarorum' (König der Franken und Langobarden). Karl macht sich zur Aufgabe, Schutzherr der Kirche zu sein.

777 - Herzog Tassilo III. von Baiern stiftet das Benediktinerkloster Kremsmünster in Oberösterreich.

778 - Geburt von Ludwig dem Frommen (Sohn von Karl dem Großen).

781 - Ludwig der Fromme wird mit drei Jahren in Orléans zum König von Aquitanien gekrönt.

782 - Bei Verden an der Aller läßt Karl der Große 4500 sächsische Aufständische hinrichten.

(G. Faber brachte 1984 die Vermutung auf, es handelte sich möglicherweise hierbei um einen Fehler in der Überlieferung - in den Reichsannalen stand "decollati sunt", "sie wurden enthauptet", aber eventuell war dies ursprünglich ein delocati, was hieße, sie wurden verschleppt. Da diese Praktik von Karl später des öfteren angewendet wurde, ist es durchaus möglich, daß diesen Sachsen neue Siedlungsplätze zugewiesen wurden.)

783, Oktober - Karl der Große heiratet die ostfränkische Grafentochter Fastrada.

787 - 7. Ökumenisches Konzil von Nicäa, auf dem Beschlüsse gefaßt werden, mit denen Karl der Große in keiner Weise einverstanden ist.

788 - Karl der Große setzt Herzog Tassilo III. von Baiern ab und vereinigt das Herzogtum mit dem fränkischen Reich. Die Awaren, ein asiatisches Reiternomadenvolk, fallen in Italien und in Baiern ein und werden von Karl abgewehrt

- Erste urkundliche Erwähnung von Rödelheim bei Frankfurt.

790/91, Winter - Die alte Bischofspfalz in Worms fällt größtenteils einem Brand zum Opfer.

792 - Bei seinem Aufenthalt in Regensburg bereitet Karl der Große seinen neuen Awarenfeldzug vor und baut eine Donauflotte auf.

-          In Italien und dem Westen des Frankenreiches verursacht ein Getreidepilz eine furchtbare Hungersnot.

793 - Der Awarenfeldzug wird von Karl dem Großen eingeleitet, aber abgesagt, als er erfährt, daß die Sachsen dem fränkischen Heer an der Wesermündung eine empfindliche Niederlage bereitet haben.

-Karl der Große plant den Bau eines Kanals, der Rhein, Main und Donau miteinander verbinden soll, um die Truppen rasch zum Rhein und weiter in das damaligen Sachsenland befördern zu können. Im Spätsommer beginnt man mit dem Kanal in der Nähe der heutigen Stadt Weißenburg an der nur zwei Kilometer schmalen Wasserscheide zwischen der Altmühl und der schwäbischen Rezat. Dieser Kanal, die Fossa Carolina oder Karlsgraben wurde allerdings aufgrund ungünstiger Bedingungen nicht fertiggestellt.

793, 25.Dezember - In Würzburg feiert Karl der Große mit seiner Gemahlin Fastrada Weihnachten, reist aber sogleich wieder ab und erreicht kurz darauf den Hügel nahe der Frankenfurt, auf dem sich schon seit längerer Zeit der Königshof befand, um dort zu überwintern.

794 - Karl der Große verwirft auf einer Reichssynode in Villa Franconovurd die Beschlüsse des Konzils von Nicäa und betont seine Selbständigkeit gegenüber Byzanz. - Die in diesem Zusammenhang erwähnte Pfalz wird zur bevorzugten Residenz der ostfränkischen Könige.

794, 22.Februar - Frankfurts erste urkundliche Erwähnung in einer Urkunde Karls des Großen für das berühmte Regensburger Kloster St.Emmeram. In der in Latein verfaßten Urkunde heißt es: "...actum super fluvium Moin in loco nuncupante Franconofurd" - "gegeben (ausgestellt) am Fluße Main in einem Orte, genannt Frankfurt."

794, 23.März - Karl der Große mit seinem Hofstaat feiert das Osterfest in Frankfurt.

794, 1.Juni - Karl der Große beruft eine Synode in Frankfurt ein, die "in aula sacri palati" zusammentrat, einem Saal des Königshofes, in dem auch Gottesdienste abgehalten werden. Papst Hadrian I. entsendet dazu die Bischöfe Stephanus und Theophylactus als Legaten. Auch kommen der Abt Anianus des Klosters St. Johannes am Argentdouble mit seinen gelehrten Mönchen, Paulinus, der Patriarch von Aquileja sowie viele Bischöfe, Äbte und andere Geistliche des gesamten Fränkischen Reiches. Selbst aus England ist eine kirchliche Gesandtschaft angereist; und auch der Herrscher von Galicia, einem kleinen christlichen Königreiches im Nordwesten Spaniens, hat eine Delegation an den Main beordert. Weitere Mitglieder der Versammlung: Königin Fastrada, Karls damalige engste Berater, der kunstsinnige, humorvolle Westgote Theodulf sowie der aus angelsächsischem Geschlecht stammende Leiter der Hofschule und Hoftheologe Alkuin. Mit dieser Synode in Frankfurt gelingt es Karl dem Großen, die religiöse Selbständigkeit Westeuropas gegenüber Byzanz zu behaupten.

- Neben der kirchlichen Synode findet zu dieser Zeit auch eine Versammlung weltlicher Herrscher, die Reichsversammlung, in Frankfurt statt. Hier versöhnte sich der von Karl verbannte Bayernherzog Tassilo III. durch eine Abtrittserklärung aller Ansprüche auf Baiern und jede Art von Eigentum für sich und seine Kinder mit dem König. Aufgrund der durch die Missernte 793 bedingten Hungersnot setzt Karl in Frankfurt Höchstpreise fest, die von niemandem heraufgesetzt werden dürfen.

794, 10.August - Die kränkelnde Königin Fastrada verstirbt und wird im Kloster St. Alban in Mainz beigesetzt. Sie hatte Karl die Töchter Theodrada und Hiltrud geboren.

794, Herbst - Karl der Große zieht mit einem großen Heer auf der alten Weinstraße am Taunusrand entlang, durch die Wetterau nach Norden gegen die Sachsen. Sein Sohn Karl der Jüngere überschreitet mit einem zweiten Heer bei Köln den Rhein und geht von Westen gegen die südlich von Paderborn postierten Sachsen vor. Diese erkannten die fränkische Übermacht und ergaben sich.

795 - Karl der Große zieht wieder ein Heer im Rhein-Main-Gebiet zusammen und stationiert es in Kosthein, etwa 30km von Frankfurt entfernt.

800, 23./24.Dezember - Karl der Große wird durch Papst Leo III. in Rom zum Kaiser von Europa gekrönt. Marius frohlockt. Karl bemühte sich um eine Vereinheitlichung der Reichsverwaltung, die nach Abschaffung der Stammesherzogtümer weitestgehend einem Dienstadel, den Grafen übertragen wurde.

804 - Es erfolgt die endgültige Unterwerfung der Sachsen durch Karl den Großen. Eventuell Zwangs-Umsiedlung von Sachsen nach Frankfurt.

809 - Karl (Sohn von Karl dem Großen) stirbt.

810 - Pippin (Sohn von Karl dem Großen) stirbt.

813 - Ludwig I. der Fromme, Sohn von Karl dem Großen, wird in der Aachener Kaiserpfalz mit 25 Jahren zum Mitkaiser ernannt. Karl befiehlt, Ludwig mit Kaiser und Augustus anzusprechen.

814, 28.Januar - Kaiser Karl der Große stirbt in seiner Pfalz in Aachen, und sein Sohn Ludwig der Fromme übernimmt die Herrschaft. Bald nach Karls Tod beginnt der Verfall des Frankenreichs.

- Ludwig der Fromme unternimmt seinen 'Reinigungsakt' in der Kaiserpfalz, und seine lebenslustigen Schwestern müssen auf seine Anordnung hin die Pfalz mit Klöstern tauschen. Insgesamt wurde aus Karls weltlicher Lebensführung in der Pfalz eine ziemlich klerikale Atmosphäre.

815, Juli - Ludwig I. hält einen Reichstag in der kaiserlichen Pfalz zu Paderborn und fährt vor dort nach Frankfurt. Vor seiner Abreise gibt er den Bau einer Kaiserlichen Pfalz auf dem Hügel an der Mainfurt in Auftrag.

815, 26.Oktober - Ludwig I. hält sich in Nimwegen auf.

816 - Krönung Ludwigs des Frommen in Reims durch Papst Stephan IV.

817 - Mit Zustimmung der Reichsversammlung erläßt Ludwig der Fromme ein Gesetz, die sogenannte "Ordinatio imperii", mit der die Erbfolge geregelt und die Reichseinheit gewahrt werden soll. Leider geschah das Gegenteil, und es gab unentwegt Streit um die Erbanteile von Ludwigs Söhnen Lothar, Pippin, Ludwig II. und dem aus zweiter Ehe stammenden und in Frankfurt geborenen Karl dem Kahlen.

820/836 - Ludwig I. hält sich zur Herbstjagd in Frankfurt auf. Die Frankfurter Waldungen sind Teil eines riesigen Reichswaldes, der von Rhein, Main, Nidda und Odenwald begrenzt wird. Von Pfungstadt im Süden bis Bad Vilbel im Norden und von Mainz im Westen bis Aschaffenburg im Osten erstreckt sich dieses fast geschlossene Waldgebiet, wobei wir im Norden durch eine größere Auflockerung von Siedlungen und ihren Feldern und Wiesen Abstriche machen müssen. Da alle Nutzung des Waldes allein Recht der Frankenkönige ist, spricht man auch vom königlichen Bannforst.

822, Spätherbst - Ludwig I. und sein Hofstaat kommen nach 7jähriger Abwesenheit nach Frankfurt zurück und verbringen die kommenden Wintermonate am Main im neuen Palast. Da sieben Jahre kein Reichstag mehr östlich des Mains abgehalten worden war, nutzt Ludwig die Gelegenheit und ruft Gesandschaften der östlichen Reichsteile (slawische Völker, Awaren, Normannen) zusammen. 

822-40 - Ludwig der Fromme weilt bis zu seinem Tod insgesamt neunmal in Frankfurt, nämlich 822, 823, 826, 828, 829, 832, 836, 839 und 840. In dieser Zeit ist die neue Pfalz Regierungszentrum und Mittelpunkt des Reiches.

- Ludwig der Fromme stellt die Juden im Pfalzbereich unter Königsschutz und fördert sie besonders. Ihnen werden Zollprivilegien bewilligt, sie leben unbehelligt unter den Christen und tragen auch keine besondere Tracht.

823, Mai - Ludwig I. ruft eine weitere wichtige Versammlung nach Frankfurt, zu der die Großen der Ostfranken, der Sachsen, Schwaben, Bayern und Burgunder geladen sind.

823, 12.Juni - Ludwigs Halbbruder Drogo (Sohn von Karl dem Großen und Regina, einer Konkubine Karls) wird feierlich zum Priester geweiht (nachdem man ihn bereits im Mai zum Bischof von Metz gewählt hatte).

823, 13.Juni - Karl (der Kahle), der Sohn von Ludwig dem Frommen und Kaiserin Judith, einer gebürtigen Welfin, wird in Frankfurt geboren. Lothar I., der älteste Sohn Kaiser Ludwigs aus erster Ehe mit Irmgard, wird Karls Taufpate.

827 - Ludwig II. heiratet Hemma.

ca. 832 - Geburt von Irmengard, der Tochter von Ludwig II. und Hemma.

833-40 - Ludwig II., der Sohn Ludwig des Frommen, hält sich 833, 834, 838 und ebenfalls 840 in der Frankfurter Pfalz auf.

838/39 - Ludwig II. besetzt die Frankfurter Pfalz und versucht, seinen Vater daran zu hintern, die Pfalz zu betreten.

838, 13.Dezember - Pippin, Sohn von Ludwig dem Frommen, stirbt.

839 - Ludwig I. setzt sich gegen seinen Sohn durch und überquert den Rhein, woraufhin er sich bis zur Fastenzeit in Frankfurt aufhält.

- Geburt von Karl III., dem jüngsten Sohn von Ludwig, dem Deutschen und Hemma.

840, 20.Juni - Ludwig der Fromme stirbt auf einer Rheininsel in der Nähe der Ingelheimer Pfalz. Sein Sohn Ludwig II. der Jüngere übernimmt die Regierung.

- Nach dem Tod des Kaisers kommt es erneut zum Krieg seiner Söhne Ludwig II. und Karl gegen Lothar, der versucht, mit seinem Heer gegen Frankfurt vorzurücken.

841 - Lothar gibt sich bei Fontenoy geschlagen.

843 - Vertrag von Verdun. Teilung des Frankenreiches, das zu diesem Zeitpunkt vom Atlantik bis zur Elbe und von der Nordsee bis nach Mittelitalien reicht, in drei Teile.

- Lothar erhält die Kaiserwürde und dazu Italien, die Provence und das Gebiet westlich von Rhein und Aare und östlich von Rhone, Saone, Argonnen, Maas und Schelde bis Friesland im Norden.

- Karl der Kahle bekommt alles Land westlich davon bis zum Atlantik, d.h. Westfranken.

- Der Anteil Ludwigs II. ist das Gebiet östlich des Rheins und zusätzlich die linksrheinischen Bistümer Mainz, Worms und Speyer, d.h. Ostfranken. Die Geschichte verlieh Ludwig II. den Beinamen 'der Deutsche', da er über die eigentlichen deutschen Reichsteile herrscht.

844, Januar - Theodrada, die Äbtissin von Argenteuil hält sich zu Verhandlungen in Frankfurt auf.

845 - Die Normannen zerstören Hamburg. Sie erobern und plündern auch Paris.

ca. 852 - König Ludwig der Deutsche (Karolinger) läßt eine Kirche zu Ehren des Erlösers (St. Salvatoris) und ein Stift für Weltgeistliche errichten. Hieraus gehen später der Kaiserdom St. Bartholomäus und das angegliederte Kollegiatsstift hervor.

852, 1.September - Rabanus Maurus, Erzbischof von Mainz, weiht die Salvatorkirche dem Salvator (Erlöser), der heiligen Jungfrau Maria, den zwölf Aposteln, allen Märtyrern und Heiligen. Ludwig II. hatte sie als neue Frankfurter Pfalzkapelle in Auftrag gegeben.

855 - Nach dem Tod Lothar I. wird sein Anteil am Frankenreich erneut unter dessen drei Söhnen aufgeteilt.

855, 29.September - Lothars II. wird in Frankfurt zum König des mittleren Frankenreiches erhoben. Er erhält Lothringen (Gebiet zwischen der Nordsee und den Maas- und Moselquellen).

856, 12.März - Bischofsweihe von Karl, dem Sohn Karls des Kahlen entweder in der Frankfurter Pfalzkapelle St. Salvador oder in der Mainzer Bischofskirche.

860 - Bau der steinernen Torhalle im Norden des Klosters Frauenwörth auf der Fraueninsel im Chiemsee (auf Veranlassung von König Ludwig II.). Irmengard, die Tochter Ludwigs des Deutschen und Hemmas, ist die Äbtissin des Chiemsee-Inselklosters.

865, Juni - Die päpstlichen Legaten Arsenius von Orte sowie Johann von Toscanella und Johann von Arezzo halten sich zu Verhandlungen in Frankfurt auf.

- Karl III. verwaltet Schwaben, Rätien und das Elsaß als sein Erbe.

866, 16.Juli - Tod der Äbtissin Irmengard.

869 - Ludwig der Jüngere heiratet die sächsische Herzogstochter Liutgard in Aschaffenburg.

870, August - Vertrag von Meerssen. In der dortigen Königspfalz sitzen sich Ludwig der Deutsche und Karl der Kahle gegenüber und teilen das mittlere, das lotharingische Reichsgebiet unter sich auf. Aachen gehört zum östlichen Frankenreich.

873, Januar - In der Königshalle der Frankfurter Pfalz erleidet Karl III. vor Vater, Bruder und anderen Großen des Reiches einen epileptischen (?) Anfall, währenddessen er unbeabsichtigt einige üble Pläne gegen seinen Vater verriet.

874 - Königin Hemma verbringt Weihnachten mit ihren Kindern (sie hat Ludwig II. während ihrer Ehe sieben Kinder geboren) in ihrer Regensburger Residenz.

875 - Schenkungen Ruotlinds. Die Dame schenkte mit Ludwig II. Erlaubnis dem Marienheiligtum in der königlichen Kapelle zu Franconofurt ein Landgut zu Hornau im Niedgau mit allem Zubehör an Weiden, Wiesen, Weinland, Wald, Gewässern, Mobilien und Immobilien sowie den Hörigen beiderlei Geschlechts. Dies war also eine Privatstiftung an das Frankfurter Salvatorstift.

875 - Karl der Kahle wird von Papst Johannes VIII. zum Kaiser gekrönt.

Ende 875 - Ludwig II. wird durch erneute Streitigkeiten gezwungen, im Westen gegen Karl den Kahlen vorzugehen.

876, Anfang Januar - Ludwig II. reist aufgrund seines schlechten Gesundheitszustandes nach Frankfurt und bleibt dort bis Juli.

876, Ostern - Ludwig II. erfährt in Frankfurt vom Tod seiner Gemahlin Hemma in Regensburg. Königin Hemma wird im Kloster St. Emmeran in Regensburg beigesetzt.

876, März/April - Die päpstlichen Legaten Arsenius von Orte sowie Johann von Toscanella und Johann von Arezzo halten sich zu Verhandlungen in Frankfurt auf.

- Karl der Kahle erwirbt das Königreich Italien.

876, 19.Juli - Ludwig II. hält sich kurz in der Ingelheimer Pfalz am Rhein auf, ehe er Anfang August nach Frankfurt zurückkehrt.

876, 28.August - Tod von Ludwig, dem Deutschen in Frankfurt am Main.

876, 29.August - Der von Ludwig III. (dem Jüngeren) veranlaßte Trauerzug des Ludwig II. führt über den Main und durch den großen Reichswald Dreieich gen Süden nach Lorsch (bei Bensheim), wo er im Lorscher Reichskloster zur letzten Ruhe gebettet wird.

876, 8.Oktober - Unmittelbar nach der Rückkehr Ludwigs III. in die Pfalz am Main, rückt Karl der Kahle mit einem großen Heer zum Mittelrhein vor. Ludwig III. (der Jüngere) gelingt es, ihn beim Königshof Andernach entscheidend zu schlagen.

877, Januar - Ludwig III. (der Jüngere) hält sich wieder in Frankfurt auf (vermutlich seit Weihnachten).

877 - Nachdem der Papst ihn um Beistand gegen die Sarazenen gebeten hat, zieht Karl der Kahle mit seinem Heer nach Italien, wo er sich der übermächtigen Streitmacht König Karlmanns von Bayern (Bruder von Ludwig III.) gegenübersieht. Er sucht sein Heil in der Flucht.

877, 6.Oktober - Karl der Kahle stirbt auf der Flucht im Arc-Tar bei Modane. Zu sen größten Verdiensten dieses gebürtigen Frankfurter Kaisers zählt die Förderung und Weiterentwicklung der Kunst. Aus der Hofwerkstätte Karls sind Buchmalereien in der Bibliothèque Nationale in Paris, in der Hessischen Landesbibliothek in Darmstadt und in der Bayerischen Staatsbibliothek in München erhalten geblieben. Auch eine geschnitzte Elfenbeintafel (875 oder 10.Jh.?) mit der Reliefdarstellung der kirchlichen Meßfeier, die sich im Besitz der Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt am Main befindet, ist darunter.

- Ludwig der Stammler tritt als König die Nachfolge von Karl dem Kahlen an.

877, Dezember - Ludwig III. (der Jüngere) feiert Weihnachten in der Winterpfalz in Aachen.

878, Januar - Ludwig III. (der Jüngere) ist abermals in Frankfurt.

878, 26.Mai - Ludwig III. (der Jüngere) verläßt Frankfurt für längere Zeit.

879 - Ludwig III. (der Jüngere) versucht (ohne Erfolg), das Westfränkische Reich für sich zu gewinnen.

- Karlmann, der älteste Bruder Ludwigs III. (des Jüngeren) befindet sich in Altötting, wo er einen Schlaganfall erleidet, von dem er sich nicht mehr erholt. Nach seinem Tod erhält Karl III. den Königstitel von Italien.

879, 12.April - Zu Ostern ist Ludwig III. (der Jüngere) wieder in Frankfurt.

- König Ludwig der Stammler von Westfranken stirbt, und Ludwig III. (der Jüngere) bricht sogleich nach Westfranken auf.

- Hugo, der einzige legitime Sohn von Ludwig III. (der Jüngere) und Liutgard, stirbt bei einer Schlacht in der Nähe von Thiméon.

880 - Ludwig III. (der Jüngere) versucht erneut erfolglos, das Westfränkische Reich für sich zu gewinnen.

- Vertrag von Ribemont.

880, 17.November - Ludwig III. (der Jüngere) bestätigt die Frankfurter Schenkung seines Vaters. (Es handelt sich dabei um das Kloster in Ursel (Oberursel); die Kapellen in Kostheim, Nierstein und Bonheim; die Kirchen im Dorf Stedten, in Florstadt, Sprendlingen, Bischofsheim, Schwanheim; die Dörfer Bergen und Kelkheim; drei bäuerliche Anwesen samt Ackerland in Kelsterbach; den Besitz Ruotkers in Seckbach; das Lehen Heinrichs in Niederkirchen (Saar) und die Schenkungen Ruotlinds.)

880/881 - Ludwig der Jüngere geht mit seinem Heer auf einem Normannenfeldzug.

881 - Papst Johannes VIII. krönt Karl III. zum Kaiser.

881, Sommer - Ludwig III. der Jüngere trifft im westlichen Frankenreich den dort regierenden König Ludwig III.

881/882 - Die Normannen plündern und zerstören die Städte Neuß, Köln, Bonn und Trier. In Mainz treffen Flüchtlinge dieser Übergriffe ein.

882, 20.Januar - Ludwig der Jüngere stirbt nach schwerer Krankheit in der königlichen Pfalz am Main. Nun übernimmt Karl III. der Dicke, der zweite Bruder Ludwigs des Jüngeren die Königswürde. Zusätzlich zu seinem früheren Hoheitsgebiet erhält dieser nun Bayern, Ostfranken, Sachsen und Lothringen. Karls Gemahlin ist Richgard, eine Tochter des Grafen Erkanger von Alemannien.

882, 2.Dezember - Karl III. bestätigt den Stiftsgeistlichen von St. Salvator in Frankfurt die Schenkungen seines Vaters Ludwigs des Deutschen.

885 - Papst Hadrian III. stirbt in Rom.

- Königin Liutgard, die Gemahlin von Ludwig dem Jüngeren, stirbt in Aschaffenburg.

- Auf Aufforderung der westfränkischen Großen übernimmt Karl III. die Regierung in Frankreich.

887, November - Die endgültige Trennung in das Westfränkische Reich (Frankreich), das Ostfränkische Reich (Deutschland), Burgund und Italien bedeutet das Ende des fränkischen Großreichs.

- In Tribur findet eine Reichsversammlung statt, auf der die Teilnehmer Karl III. zum Abdanken zwingen.

- Nach Absetzung Kaiser Karls III. wird Markgraf Arnulf von Kärnten, ein Neffe des Kaisers (illegitimer Sohn von Karlmann, dem Bruder von Ludwig dem Jüngeren und Karl III.), zum König der Ostfranken gewählt (Erste Königswahl der versammelten Großen aus Ostfranken, Sachsen, Thüringen, Bayern und aus Schwaben in Frankfurt mit einer echten Wahlversammlung).

888, Januar - Karl III. stirbt in Neidingen bei Donaueschingen.

888, Sommer - Arnulf hält eine Reichsversammlung in Frankfurt statt, zu der er auch westfränkische Adlige empfängt, darunter Erzbischof Folcho von Reims, Abt Rudolf von St. Bertin und St. Vaast sowie Graf Balduin von Flandern. Sie boten König Arnulf die Übernahme des westfränkischen Reiches an, die er jedoch ablehnte. Diese Entscheidung führte zu der endgültigen Trennung des Ost- und Westfrankenreiches. Arnulf wollte lieber einen selbständigen deutschen Staat gründen.

891 - Arnulf von Kärnten ist es gelungen, fast alle deutschen Stämme unter seiner Herrschaft zu vereinigen, und er beginnt nun den Kampf gegen die Normannen, die er an der Dyle in Belgien vernichtend schlägt.

893 - Papst Formosus beruft in Frankfurt eine kirchliche Synode ein, auf der ein Streit zwischen Hamburg und Köln beigelegt werden soll.

899, 8.Dezember - Arnulf von Kärnten (mittlerweile vom Papst gekrönter Kaiser) stirbt in Regensburg. Seine Nachfolge übernimmt sein erst siebenjähriger Sohn Ludwig IV., in dessen Namen bedeutende Adlige regieren.

900 - Unter Ludwig, dem Kind, dem letzten Sproß der ostfränkischen Karolinger, wird das Reich durch innere Fehden zerrissen. Das Versagen der königlichen Gewalt gegenüber den Angriffen eindringender Feinde führt zur Bildung von Stammesherzogtümern.

911 – Ludwig, das Kind stirbt, und mit ihm stirbt das Geschlecht der ostfränkischen Karolinger.