Die
Merowinger
Das 6. bis 7.
Jahrhundert ist als Merowingische Zeit bekannt. In diesem Zeitraum konsolidiert
sich die Siedlung auf dem Frankfurter Domhügel und gewinnt immer mehr an
Bedeutung.
482
- Der Frankenkönig
Childerich aus dem Geschlecht der Merowinger stirbt auf seiner Residenz in
Tournai. Sein 16jähriger Sohn Chlodwig wird
Childerichs Nachfolger
493
- Chlodwig I. heiratet
die katholische Burgunderprinzessin Chrodechildis (Chrodechilde, Chlotilde).
496
- Die Alemannen, die
dem Expansionsdrang der Franken unter König Chlodwig im Wege sind, stellen sich
zum Kampf und erleiden eine entscheidende Niederlage. Schließlich werden die
Alemannen nach Süden vertrieben, und die Franken machen die Gebiete an Main und
Mittelrhein zu ihrem Kernland. Der Merowinger Chlodwig, der bis zu der Schlacht
nur seinen heidnischen Göttern huldigt, konvertiert zum Christentum, als er von
den Alemannen fast besiegt wurde. Da seine Götter ihm nicht beistehen, ruft er
Jesus Christus an, und plötzlich wendet sich das Schlachtenglück.
496,
25.Dezember - Chlodwig
läßt sich von Bischof Remigius in Reims bei Paris taufen. Etwa 3000 von
Chlodwigs Leuten folgen seinem Beispiel. Der Königssippe der Merowinger wurden
von je her magische Kräfte zugeschrieben, und durch Chlodwigs erfolgreiche
Kriegszüge steigerte sich ihr Ansehen noch. Trotz der Taufe blieben diese
heidnischen Vorstellungen das tragende Element des merowingischen Königtums.
- Chlodwig übernimmt das römische
Verwaltungssystem. Es folgen die ersten Aufzeichnungen der Lex Salica (des
fränkischen Volksrechts).
- Die Siedlung auf dem Domhügel entwickelt
sich zur fränkischen 'Villa regia' (Königsstadt). Der Name 'Villa Franconovurd'
(Furt der Franken) dürfte auf diese Zeit zurückgehen, wird aber erst 794
urkundlich erwähnt.
- Fast das gesamte Gebiet zwischen Rhein,
Main und Neckar geht nach dem Sieg der Franken über die Alemannen in
fränkischen Fiskalbesitz über. Es entsteht eine Organisation von Gauen
(Lahngau, Niddagau, Rheingau und Wetterau) und Forsten (Dreieich, Odenwald,
Spessart), die noch bis in die heutige Zeit nachwirkt.
ca.
500 - Die Mainfurt im
Süden des leicht ansteigenden Hügels ist die Furt der Franken Furt geworden -
"Franconofurd".
- Auf dem Domhügel entwickelt sich aus dem
alemannischen Herrenhaus und ehemaligen römischen Villengebäude ein fränkischer
Königshof. Der frühe merowingische Königshof Frankfurt wurde bei seiner
Durchreise zum Aufenthaltsort des Herrschers der Franken.
511
- Da sich das
Krönungsheil auf alle Träger königlichen Blutes vererbte, waren beim Tode
Chlodwigs in Paris seine vier Söhne gleich erbberechtigt. Das bedeutete die
Teilung des fränkischen Reiches. Childebert I. residiert nun in Paris,
Theuderich I. in Reims, Chlodomer in Orléans und, Chlothar I. in Soisson.
Durch weitere
Teilungen und innere Kämpfe wurden die Merowinger geschwächt.
531
- Eroberung des
Thüringerreiches mit Hilfe der Sachsen.
532-34
- Unterwerfung des
Burgunderreiches durch Chlothar I., Childebert I., und Chlodwigs Neffen
Theudebert I. (Schlacht bei Autun).
535-37
- Die Franken erhalten
die Reste Alamaniens und die Provence von den Ostgoten um sie zur Neutralität
zu bewegen.
539
- Sieg Theudeberts über
Ostgoten und Byzantiner, doch die Eroberung Oberitaliens gelingt nicht. Bayern
wird vom Frankenreich abhängig.
558
- Chlothar I. vereinigt
das Frankenreich.
561
- Mit dem Tode
Chlothars I. beginnt eine Zeit der Wirren. Das Gesamtreich wird unter seinen
vier Söhnen aufgeteilt, und nach dem Tode eines Sohnes noch einmal unter die
restlichen drei.
Es bilden sich
also die drei Teilreiche Neustrien (Hauptstadt: Paris), Austrien (Reims/Metz)
und Burgund (Orléans). Streitigkeiten um den vierten Reichsteil beherrschen die
Politik gut ein halbes Jahrhundert lang. Hauptakteure sind zu dieser Zeit nicht
die Könige, sondern die verfeindeten Königinnen Fredegunde von Neustrien und
Brunhilde von Austrien/Burgund. Zu den inneren Kämpfen kommt die Gefährdung der
Grenzen, Bretoneneinfälle mehren sich im Westen.
569
- Im Süden des
Frankenreichs unternehmen die Langobarden Raubzüge.
613
- Chlothar II. kommt
durch eine Adelsrevolte an die Macht und lässt Königin Brunhilde zu Tode
foltern. Er vereinigt das Gesamtreich, nachdem die Aristokratie von Burgund und
Austrien und Führung von Bischof Arnulf von Metz und Pippin dem Älteren sich
ihm angeschlossen haben.
614
- Die Hausmeier
etablieren sich als die eigentlichen Machthaber. Die Zeit der Wirren scheint
vorbei, doch nun trotzt der fränkische Adel Chlothar II. das Edictum Chlotharii ab. Dadurch geht die Staatsgewalt
weitgehend auf den Grundbesitzadel über, und an der Verwaltungsspitze der drei
Teilreiche Neustrien, Austrien und Burgund sichern sich die Hausmeier, die
Vorsteher des königlichen Hauswesens und Leiter der berittenen königlichen
Gefolgschaft, weitreichende Befugnisse.
629
- Dagobert I. vereinigt
wieder das Gesamtreich.
639
- Nach dem Tode
Dagoberts I. verlieren die Merowinger immer mehr Macht an den Adel, an dessen
Spitze die Hausmeier (d.h. Vorsteher des königlichen Hauswesens und Führer des
königlichen Gefolges) traten
679-714
- Pippin II., einer der
obersten Hof- und Staatsbeamten (Hausmeier) setzt sich im Merowingerreich immer
mehr durch. Marius zieht im Hintergrund die Fäden.
687
- Der austrische
Hausmeier Pippin II. (der Mittlere) vereint durch seinen Sieg über den
neustrischen Hausmeier bei Tertry das fränkische Reich wieder und führt
anstelle des schwachen Merowingerkönigs, der weiter in Neustrien (westliche
Frankenreich) regiert, die Regierung.
689
- Pippin II. besiegt
die Friesen, und Westfriesland wird mit dem Frankenreich vereinigt
700
- Der fränkische
Königshof am Domhügel wird in Stein ausgebaut.
711/12
- Das Westgotenreich
wird durch die arabische Eroberung Spaniens vernichtet
714
- Nach dem Tod Pippins
des Mittleren setzt sich sein unehelicher Sohn Karl Martell, der Hammer, als Hausmeier des gesamtfränkischen Reiches durch
und baut die Machtstellung der Karolinger weiter aus.
732
- Hausmeier Karl
Martell besiegt die über die Pyrenäen vorgestoßenen muslimischen Araber bei
Tours und Poitiers. Dieser Sieg brachte ihm den Beinamen Retter
des Abendlandes.
737
- Karl Martell regiert
ohne merowingischen Schattenkönig.
739
- Papst Gregor III.
bittet Martell um Schutz gegen die Langobarden, damit erkennt das Papsttum die
Hausmeier als eigentliche Herrscher an. Unter Karl Martell kommt es auch zur
Herausbildung des Lehnwesens: Die Gefolgsleute werden mit Land belehnt gegen
Leistung militärischer Dienste.
741
- Pippin III. (der
Jüngere bzw. der Kleine), ein Sohn Karl Martells, erhält als Hausmeier beim Tod
seines Vaters Neustrien, Burgund und die Provence. Sein älterer Bruder Karlmann
bekommt (ebenfalls als Hausmeier) Austrien, Alemannien, Schwaben und Thüringen.
742
- Karl der Große wird
als ältester Sohn Pippins des Kleinen und dessen Gemahlin Bertrada geboren.
743
- Pippin III. und
Karlmann setzen den Merowinger Childerich III. als König ein.
747
- Nach der
Christianisierung Hessens wird Bonifazius, der Apostel der Deutschen, Bischof
von Mainz.
-
Karlmann, der Bruder
Pippins III. zieht sich als Mönch nach Monte Cassino zurück
750
- Pippin III. läßt dem
Papst die Frage vorlegen, ob es gut sei, daß es im fränkischen Reich Könige
ohne königliche Gewalt gebe. Der Papst antwortete es sei besser, der wirkliche
Herrscher heiße König.
Die Karolinger
Ende
751 - Pippin III.
verbannt auf eine Weisung des Papstes Zacharias den merowingischen König
Childerich III. ins Kloster und läßt sich in Soissons von den fränkischen
Großen zum König wählen und durch die kirchliche Salbung legitimieren.
Pippin III. wird
der erste König der Franken, welcher der Familie der Karolinger entstammt. Es
werden in seiner Regierungszeit viele Dörfer und Städte zwischen Rhein, Main
und Neckar zum ersten Mal urkundlich erwähnt - nur nicht Frankfurt. Marius ist
nach der Königswahl Pippins umso froher, Flavia losgeworden zu sein, denn nun
hat er mit dem König die alleinige Macht über das Frankenreich.
- Mit der Salbung Pippins wird das für das
ganze Mittelalter folgenreiche Bündnis zwischen Papsttum und fränkischen
Königstum begründet. Für den Papst bedeutet dies in erster Linie einen Rückhalt
gegen die Langobarden, die Pippin erfolgreich bekämpft. Die den Langobarden
abgenommen Gebiete (das Exarchat Ravenna) überträgt Pippin dem Papst als Besitz
der Kirche. Diese sogenannte Pippinische Schenkung begründete den Kirchenstaat.
754
- Papst Stephan II.
setzt Pippin dem Kleinen feierlich die Königskrone aufs Haupt.
764
- Das Kloster Lorsch
wird gestiftet. Durch dieses berühmte 'Reichskloster' wird der Odenwald
erschlossen.
767
- Erste urkundliche
Erwähnung von Bockenheim bei Frankfurt.
768
- König Pippin III.,
der Kleine, stirbt, und seine Söhne Karl und Karlmann werden seine Nachfolger.
771
- Karl der Große wird
nach dem Tod seines jüngeren Bruders Karlmann zum Alleinherrscher des
Frankenreichs und beginnt sein Imperium zu formen.
772
- Erste urkundliche
Erwähnung von Ginnheim bei Frankfurt.
773
- Nachdem Papst Hadrian
I. ihn gegen die Langobarden unter Desiderius um Hilfe gerufen hat, bricht Karl
der Große in Italien ein und belagert Pavia.
774
- Karl der Große
unterwirft die Langobarden vollständig, nimmt deren König Desiderius gefangen
und setzt sich selbst die Königskrone der Langobarden auf. Er nennt sich fortan
'rex Francorum et Langobarorum' (König der Franken und Langobarden). Karl macht
sich zur Aufgabe, Schutzherr der Kirche zu sein.
777
- Herzog Tassilo III.
von Baiern stiftet das Benediktinerkloster Kremsmünster in Oberösterreich.
778
- Geburt von Ludwig dem
Frommen (Sohn von Karl dem Großen).
781
- Ludwig der Fromme
wird mit drei Jahren in Orléans zum König von Aquitanien gekrönt.
782
- Bei Verden an der
Aller läßt Karl der Große 4500 sächsische Aufständische hinrichten.
(G. Faber brachte
1984 die Vermutung auf, es handelte sich möglicherweise hierbei um einen Fehler
in der Überlieferung - in den Reichsannalen stand "decollati sunt",
"sie wurden enthauptet", aber eventuell war dies ursprünglich ein delocati, was hieße, sie wurden verschleppt.
Da diese Praktik von Karl später des öfteren angewendet wurde, ist es durchaus
möglich, daß diesen Sachsen neue Siedlungsplätze zugewiesen wurden.)
783,
Oktober - Karl der
Große heiratet die ostfränkische Grafentochter Fastrada.
787
- 7. Ökumenisches
Konzil von Nicäa, auf dem Beschlüsse gefaßt werden, mit denen Karl der Große in
keiner Weise einverstanden ist.
788
- Karl der Große setzt
Herzog Tassilo III. von Baiern ab und vereinigt das Herzogtum mit dem
fränkischen Reich. Die Awaren, ein asiatisches Reiternomadenvolk, fallen in
Italien und in Baiern ein und werden von Karl abgewehrt
- Erste urkundliche Erwähnung von Rödelheim
bei Frankfurt.
790/91,
Winter - Die alte
Bischofspfalz in Worms fällt größtenteils einem Brand zum Opfer.
792
- Bei seinem Aufenthalt
in Regensburg bereitet Karl der Große seinen neuen Awarenfeldzug vor und baut eine
Donauflotte auf.
-
In Italien und dem
Westen des Frankenreiches verursacht ein Getreidepilz eine furchtbare
Hungersnot.
793
- Der Awarenfeldzug
wird von Karl dem Großen eingeleitet, aber abgesagt, als er erfährt, daß die
Sachsen dem fränkischen Heer an der Wesermündung eine empfindliche Niederlage
bereitet haben.
-Karl der Große
plant den Bau eines Kanals, der Rhein, Main und Donau miteinander verbinden
soll, um die Truppen rasch zum Rhein und weiter in das damaligen Sachsenland
befördern zu können. Im Spätsommer beginnt man mit dem Kanal in der Nähe der
heutigen Stadt Weißenburg an der nur zwei Kilometer schmalen Wasserscheide
zwischen der Altmühl und der schwäbischen Rezat. Dieser Kanal, die Fossa
Carolina oder Karlsgraben wurde allerdings aufgrund ungünstiger Bedingungen
nicht fertiggestellt.
793,
25.Dezember - In
Würzburg feiert Karl der Große mit seiner Gemahlin Fastrada Weihnachten, reist
aber sogleich wieder ab und erreicht kurz darauf den Hügel nahe der
Frankenfurt, auf dem sich schon seit längerer Zeit der Königshof befand, um
dort zu überwintern.
794
- Karl der Große
verwirft auf einer Reichssynode in Villa Franconovurd die Beschlüsse des
Konzils von Nicäa und betont seine Selbständigkeit gegenüber Byzanz. - Die in
diesem Zusammenhang erwähnte Pfalz wird zur bevorzugten Residenz der
ostfränkischen Könige.
794,
22.Februar - Frankfurts
erste urkundliche Erwähnung in einer Urkunde Karls des Großen für das berühmte
Regensburger Kloster St.Emmeram. In der in Latein verfaßten Urkunde heißt es:
"...actum super fluvium Moin in loco nuncupante
Franconofurd" - "gegeben (ausgestellt) am
Fluße Main in einem Orte, genannt Frankfurt."
794,
23.März - Karl der
Große mit seinem Hofstaat feiert das Osterfest in Frankfurt.
794,
1.Juni - Karl der Große
beruft eine Synode in Frankfurt ein, die "in aula sacri palati"
zusammentrat, einem Saal des Königshofes, in dem auch Gottesdienste abgehalten
werden. Papst Hadrian I. entsendet dazu die Bischöfe Stephanus und
Theophylactus als Legaten. Auch kommen der Abt Anianus des Klosters St.
Johannes am Argentdouble mit seinen gelehrten Mönchen, Paulinus, der Patriarch
von Aquileja sowie viele Bischöfe, Äbte und andere Geistliche des gesamten
Fränkischen Reiches. Selbst aus England ist eine kirchliche Gesandtschaft
angereist; und auch der Herrscher von Galicia, einem kleinen christlichen
Königreiches im Nordwesten Spaniens, hat eine Delegation an den Main beordert.
Weitere Mitglieder der Versammlung: Königin Fastrada, Karls damalige engste
Berater, der kunstsinnige, humorvolle Westgote Theodulf sowie der aus
angelsächsischem Geschlecht stammende Leiter der Hofschule und Hoftheologe
Alkuin. Mit dieser Synode in Frankfurt gelingt es Karl dem Großen, die
religiöse Selbständigkeit Westeuropas gegenüber Byzanz zu behaupten.
- Neben der kirchlichen Synode findet zu
dieser Zeit auch eine Versammlung weltlicher Herrscher, die Reichsversammlung,
in Frankfurt statt. Hier versöhnte sich der von Karl verbannte Bayernherzog Tassilo III. durch eine Abtrittserklärung aller Ansprüche auf Baiern und jede
Art von Eigentum für sich und seine Kinder mit dem König. Aufgrund der durch
die Missernte 793 bedingten Hungersnot setzt Karl in Frankfurt Höchstpreise
fest, die von niemandem heraufgesetzt werden dürfen.
794,
10.August - Die
kränkelnde Königin Fastrada verstirbt und wird im Kloster St. Alban in Mainz
beigesetzt. Sie hatte Karl die Töchter Theodrada und Hiltrud geboren.
794,
Herbst - Karl der Große
zieht mit einem großen Heer auf der alten Weinstraße am Taunusrand entlang,
durch die Wetterau nach Norden gegen die Sachsen. Sein Sohn Karl der Jüngere
überschreitet mit einem zweiten Heer bei Köln den Rhein und geht von Westen
gegen die südlich von Paderborn postierten Sachsen vor. Diese erkannten die
fränkische Übermacht und ergaben sich.
795
- Karl der Große zieht
wieder ein Heer im Rhein-Main-Gebiet zusammen und stationiert es in Kosthein,
etwa 30km von Frankfurt entfernt.
800,
23./24.Dezember - Karl
der Große wird durch Papst Leo III. in Rom zum Kaiser von Europa gekrönt.
Marius frohlockt. Karl bemühte sich um eine Vereinheitlichung der
Reichsverwaltung, die nach Abschaffung der Stammesherzogtümer weitestgehend
einem Dienstadel, den Grafen übertragen wurde.
804
- Es erfolgt die
endgültige Unterwerfung der Sachsen durch Karl den Großen. Eventuell
Zwangs-Umsiedlung von Sachsen nach Frankfurt.
809
- Karl (Sohn von Karl
dem Großen) stirbt.
810
- Pippin (Sohn von Karl
dem Großen) stirbt.
813
- Ludwig I. der Fromme,
Sohn von Karl dem Großen, wird in der Aachener Kaiserpfalz mit 25 Jahren zum
Mitkaiser ernannt. Karl befiehlt, Ludwig mit Kaiser und Augustus anzusprechen.
814,
28.Januar - Kaiser Karl
der Große stirbt in seiner Pfalz in Aachen, und sein Sohn Ludwig der Fromme
übernimmt die Herrschaft. Bald nach Karls Tod beginnt der Verfall des
Frankenreichs.
- Ludwig der Fromme unternimmt seinen
'Reinigungsakt' in der Kaiserpfalz, und seine lebenslustigen Schwestern müssen
auf seine Anordnung hin die Pfalz mit Klöstern tauschen. Insgesamt wurde aus
Karls weltlicher Lebensführung in der Pfalz eine ziemlich klerikale Atmosphäre.
815,
Juli - Ludwig I. hält
einen Reichstag in der kaiserlichen Pfalz zu Paderborn und fährt vor dort nach
Frankfurt. Vor seiner Abreise gibt er den Bau einer Kaiserlichen Pfalz auf dem
Hügel an der Mainfurt in Auftrag.
815,
26.Oktober - Ludwig I.
hält sich in Nimwegen auf.
816
- Krönung Ludwigs des
Frommen in Reims durch Papst Stephan IV.
817
- Mit Zustimmung der
Reichsversammlung erläßt Ludwig der Fromme ein Gesetz, die sogenannte
"Ordinatio imperii", mit der die Erbfolge geregelt und die
Reichseinheit gewahrt werden soll. Leider geschah das Gegenteil, und es gab
unentwegt Streit um die Erbanteile von Ludwigs Söhnen Lothar, Pippin, Ludwig
II. und dem aus zweiter Ehe stammenden und in Frankfurt geborenen Karl dem
Kahlen.
820/836
- Ludwig I. hält sich
zur Herbstjagd in Frankfurt auf. Die Frankfurter Waldungen sind Teil eines
riesigen Reichswaldes, der von Rhein, Main, Nidda und Odenwald begrenzt wird.
Von Pfungstadt im Süden bis Bad Vilbel im Norden und von Mainz im Westen bis
Aschaffenburg im Osten erstreckt sich dieses fast geschlossene Waldgebiet,
wobei wir im Norden durch eine größere Auflockerung von Siedlungen und ihren
Feldern und Wiesen Abstriche machen müssen. Da alle Nutzung des Waldes allein
Recht der Frankenkönige ist, spricht man auch vom königlichen Bannforst.
822, Spätherbst - Ludwig I. und sein Hofstaat kommen nach 7jähriger Abwesenheit nach Frankfurt zurück und verbringen die kommenden Wintermonate am Main im neuen Palast. Da sieben Jahre kein Reichstag mehr östlich des Mains abgehalten worden war, nutzt Ludwig die Gelegenheit und ruft Gesandschaften der östlichen Reichsteile (slawische Völker, Awaren, Normannen) zusammen.
822-40 - Ludwig der
Fromme weilt bis zu seinem Tod insgesamt neunmal in Frankfurt, nämlich 822,
823, 826, 828, 829, 832, 836, 839 und 840. In dieser Zeit ist die neue Pfalz
Regierungszentrum und Mittelpunkt des Reiches.
- Ludwig der Fromme
stellt die Juden im Pfalzbereich unter Königsschutz und fördert sie besonders.
Ihnen werden Zollprivilegien bewilligt, sie leben unbehelligt unter den
Christen und tragen auch keine besondere Tracht.
823,
Mai - Ludwig I. ruft
eine weitere wichtige Versammlung nach Frankfurt, zu der die Großen der
Ostfranken, der Sachsen, Schwaben, Bayern und Burgunder geladen sind.
823,
12.Juni - Ludwigs
Halbbruder Drogo (Sohn von Karl dem Großen und Regina, einer Konkubine Karls)
wird feierlich zum Priester geweiht (nachdem man ihn bereits im Mai zum Bischof
von Metz gewählt hatte).
823,
13.Juni - Karl (der
Kahle), der Sohn von Ludwig dem Frommen und Kaiserin Judith, einer gebürtigen Welfin,
wird in Frankfurt geboren. Lothar I., der älteste Sohn Kaiser Ludwigs aus
erster Ehe mit Irmgard, wird Karls Taufpate.
827
- Ludwig II. heiratet
Hemma.
ca.
832 - Geburt von
Irmengard, der Tochter von Ludwig II. und Hemma.
833-40
- Ludwig II., der Sohn
Ludwig des Frommen, hält sich 833, 834, 838 und ebenfalls 840 in der
Frankfurter Pfalz auf.
838/39
- Ludwig II. besetzt
die Frankfurter Pfalz und versucht, seinen Vater daran zu hintern, die Pfalz zu
betreten.
838,
13.Dezember - Pippin,
Sohn von Ludwig dem Frommen, stirbt.
839
- Ludwig I. setzt sich
gegen seinen Sohn durch und überquert den Rhein, woraufhin er sich bis zur
Fastenzeit in Frankfurt aufhält.
- Geburt von Karl III., dem jüngsten Sohn
von Ludwig, dem Deutschen und Hemma.
840,
20.Juni - Ludwig der
Fromme stirbt auf einer Rheininsel in der Nähe der Ingelheimer Pfalz. Sein Sohn
Ludwig II. der Jüngere übernimmt die Regierung.
- Nach dem Tod des Kaisers kommt es erneut
zum Krieg seiner Söhne Ludwig II. und Karl gegen Lothar, der versucht, mit
seinem Heer gegen Frankfurt vorzurücken.
841
- Lothar gibt sich bei
Fontenoy geschlagen.
843
- Vertrag von Verdun.
Teilung des Frankenreiches, das zu diesem Zeitpunkt vom Atlantik bis zur Elbe
und von der Nordsee bis nach Mittelitalien reicht, in drei Teile.
- Lothar erhält die Kaiserwürde und dazu
Italien, die Provence und das Gebiet westlich von Rhein und Aare und östlich
von Rhone, Saone, Argonnen, Maas und Schelde bis Friesland im Norden.
- Karl der Kahle bekommt alles Land westlich
davon bis zum Atlantik, d.h. Westfranken.
- Der Anteil Ludwigs II. ist das Gebiet
östlich des Rheins und zusätzlich die linksrheinischen Bistümer Mainz, Worms
und Speyer, d.h. Ostfranken. Die Geschichte verlieh Ludwig II. den Beinamen
'der Deutsche', da er über die eigentlichen deutschen Reichsteile herrscht.
844,
Januar - Theodrada, die
Äbtissin von Argenteuil hält sich zu Verhandlungen in Frankfurt auf.
845
- Die Normannen
zerstören Hamburg. Sie erobern und plündern auch Paris.
ca.
852 - König Ludwig der
Deutsche (Karolinger) läßt eine Kirche zu Ehren des Erlösers (St. Salvatoris)
und ein Stift für Weltgeistliche errichten. Hieraus gehen später der Kaiserdom
St. Bartholomäus und das angegliederte Kollegiatsstift hervor.
852,
1.September - Rabanus
Maurus, Erzbischof von Mainz, weiht die Salvatorkirche dem Salvator (Erlöser),
der heiligen Jungfrau Maria, den zwölf Aposteln, allen Märtyrern und Heiligen.
Ludwig II. hatte sie als neue Frankfurter Pfalzkapelle in Auftrag gegeben.
855
- Nach dem Tod Lothar
I. wird sein Anteil am Frankenreich erneut unter dessen drei Söhnen aufgeteilt.
855,
29.September - Lothars
II. wird in Frankfurt zum König des mittleren Frankenreiches erhoben. Er erhält
Lothringen (Gebiet zwischen der Nordsee und den Maas- und Moselquellen).
856,
12.März - Bischofsweihe
von Karl, dem Sohn Karls des Kahlen entweder in der Frankfurter Pfalzkapelle
St. Salvador oder in der Mainzer Bischofskirche.
860
- Bau der steinernen
Torhalle im Norden des Klosters Frauenwörth auf der Fraueninsel im Chiemsee
(auf Veranlassung von König Ludwig II.). Irmengard, die Tochter Ludwigs des
Deutschen und Hemmas, ist die Äbtissin des Chiemsee-Inselklosters.
865,
Juni - Die päpstlichen
Legaten Arsenius von Orte sowie Johann von Toscanella und Johann von Arezzo
halten sich zu Verhandlungen in Frankfurt auf.
- Karl III. verwaltet Schwaben, Rätien und
das Elsaß als sein Erbe.
866,
16.Juli - Tod der
Äbtissin Irmengard.
869
- Ludwig der Jüngere
heiratet die sächsische Herzogstochter Liutgard in Aschaffenburg.
870,
August - Vertrag von
Meerssen. In der dortigen Königspfalz sitzen sich Ludwig der Deutsche und Karl
der Kahle gegenüber und teilen das mittlere, das lotharingische Reichsgebiet
unter sich auf. Aachen gehört zum östlichen Frankenreich.
873,
Januar - In der
Königshalle der Frankfurter Pfalz erleidet Karl III. vor Vater, Bruder und
anderen Großen des Reiches einen epileptischen (?) Anfall, währenddessen er
unbeabsichtigt einige üble Pläne gegen seinen Vater verriet.
874
- Königin Hemma
verbringt Weihnachten mit ihren Kindern (sie hat Ludwig II. während ihrer Ehe
sieben Kinder geboren) in ihrer Regensburger Residenz.
875
- Schenkungen
Ruotlinds. Die Dame schenkte mit Ludwig II. Erlaubnis dem Marienheiligtum in
der königlichen Kapelle zu Franconofurt ein Landgut zu Hornau im Niedgau mit
allem Zubehör an Weiden, Wiesen, Weinland, Wald, Gewässern, Mobilien und
Immobilien sowie den Hörigen beiderlei Geschlechts. Dies war also eine
Privatstiftung an das Frankfurter Salvatorstift.
875
- Karl der Kahle wird
von Papst Johannes VIII. zum Kaiser gekrönt.
Ende
875 - Ludwig II. wird
durch erneute Streitigkeiten gezwungen, im Westen gegen Karl den Kahlen
vorzugehen.
876,
Anfang Januar - Ludwig
II. reist aufgrund seines schlechten Gesundheitszustandes nach Frankfurt und
bleibt dort bis Juli.
876,
Ostern - Ludwig II.
erfährt in Frankfurt vom Tod seiner Gemahlin Hemma in Regensburg. Königin Hemma
wird im Kloster St. Emmeran in Regensburg beigesetzt.
876,
März/April - Die
päpstlichen Legaten Arsenius von Orte sowie Johann von Toscanella und Johann
von Arezzo halten sich zu Verhandlungen in Frankfurt auf.
- Karl der Kahle erwirbt das Königreich
Italien.
876,
19.Juli - Ludwig II.
hält sich kurz in der Ingelheimer Pfalz am Rhein auf, ehe er Anfang August nach
Frankfurt zurückkehrt.
876,
28.August - Tod von
Ludwig, dem Deutschen in Frankfurt am Main.
876,
29.August - Der von
Ludwig III. (dem Jüngeren) veranlaßte Trauerzug des Ludwig II. führt über den
Main und durch den großen Reichswald Dreieich gen Süden nach Lorsch (bei
Bensheim), wo er im Lorscher Reichskloster zur letzten Ruhe gebettet wird.
876,
8.Oktober - Unmittelbar
nach der Rückkehr Ludwigs III. in die Pfalz am Main, rückt Karl der Kahle mit
einem großen Heer zum Mittelrhein vor. Ludwig III. (der Jüngere) gelingt es,
ihn beim Königshof Andernach entscheidend zu schlagen.
877,
Januar - Ludwig III.
(der Jüngere) hält sich wieder in Frankfurt auf (vermutlich seit Weihnachten).
877
- Nachdem der Papst ihn
um Beistand gegen die Sarazenen gebeten hat, zieht Karl der Kahle mit seinem
Heer nach Italien, wo er sich der übermächtigen Streitmacht König Karlmanns von
Bayern (Bruder von Ludwig III.) gegenübersieht. Er sucht sein Heil in der
Flucht.
877,
6.Oktober - Karl der
Kahle stirbt auf der Flucht im Arc-Tar bei Modane. Zu sen größten Verdiensten
dieses gebürtigen Frankfurter Kaisers zählt die Förderung und Weiterentwicklung
der Kunst. Aus der Hofwerkstätte Karls sind Buchmalereien in der Bibliothèque
Nationale in Paris, in der Hessischen Landesbibliothek in Darmstadt und in der
Bayerischen Staatsbibliothek in München erhalten geblieben. Auch eine
geschnitzte Elfenbeintafel (875 oder 10.Jh.?) mit der Reliefdarstellung der
kirchlichen Meßfeier, die sich im Besitz der Stadt- und Universitätsbibliothek
Frankfurt am Main befindet, ist darunter.
- Ludwig der Stammler tritt als König die
Nachfolge von Karl dem Kahlen an.
877,
Dezember - Ludwig III.
(der Jüngere) feiert Weihnachten in der Winterpfalz in Aachen.
878,
Januar - Ludwig III.
(der Jüngere) ist abermals in Frankfurt.
878, 26.Mai - Ludwig III. (der Jüngere) verläßt Frankfurt für längere
Zeit.
879
- Ludwig III. (der
Jüngere) versucht (ohne Erfolg), das Westfränkische Reich für sich zu gewinnen.
- Karlmann, der älteste Bruder Ludwigs III.
(des Jüngeren) befindet sich in Altötting, wo er einen Schlaganfall erleidet,
von dem er sich nicht mehr erholt. Nach seinem Tod erhält Karl III. den
Königstitel von Italien.
879,
12.April - Zu Ostern
ist Ludwig III. (der Jüngere) wieder in Frankfurt.
- König Ludwig der Stammler von Westfranken
stirbt, und Ludwig III. (der Jüngere) bricht sogleich nach Westfranken auf.
- Hugo, der einzige legitime Sohn von Ludwig
III. (der Jüngere) und Liutgard, stirbt bei einer Schlacht in der Nähe von
Thiméon.
880
- Ludwig III. (der
Jüngere) versucht erneut erfolglos, das Westfränkische Reich für sich zu
gewinnen.
- Vertrag von Ribemont.
880,
17.November - Ludwig
III. (der Jüngere) bestätigt die Frankfurter Schenkung seines Vaters. (Es
handelt sich dabei um das Kloster in Ursel (Oberursel); die Kapellen in Kostheim,
Nierstein und Bonheim; die Kirchen im Dorf Stedten, in Florstadt, Sprendlingen,
Bischofsheim, Schwanheim; die Dörfer Bergen und Kelkheim; drei bäuerliche
Anwesen samt Ackerland in Kelsterbach; den Besitz Ruotkers in Seckbach; das
Lehen Heinrichs in Niederkirchen (Saar) und die Schenkungen Ruotlinds.)
880/881
- Ludwig der Jüngere
geht mit seinem Heer auf einem Normannenfeldzug.
881
- Papst Johannes VIII.
krönt Karl III. zum Kaiser.
881,
Sommer - Ludwig III.
der Jüngere trifft im westlichen Frankenreich den dort regierenden König Ludwig
III.
881/882
- Die Normannen
plündern und zerstören die Städte Neuß, Köln, Bonn und Trier. In Mainz treffen
Flüchtlinge dieser Übergriffe ein.
882,
20.Januar - Ludwig der
Jüngere stirbt nach schwerer Krankheit in der königlichen Pfalz am Main. Nun
übernimmt Karl III. der Dicke, der zweite Bruder Ludwigs des Jüngeren die
Königswürde. Zusätzlich zu seinem früheren Hoheitsgebiet erhält dieser nun
Bayern, Ostfranken, Sachsen und Lothringen. Karls Gemahlin ist Richgard, eine
Tochter des Grafen Erkanger von Alemannien.
882,
2.Dezember - Karl III.
bestätigt den Stiftsgeistlichen von St. Salvator in Frankfurt die Schenkungen
seines Vaters Ludwigs des Deutschen.
885 - Papst Hadrian III. stirbt in Rom.
- Königin Liutgard, die Gemahlin von Ludwig
dem Jüngeren, stirbt in Aschaffenburg.
- Auf Aufforderung der westfränkischen
Großen übernimmt Karl III. die Regierung in Frankreich.
887,
November - Die
endgültige Trennung in das Westfränkische Reich (Frankreich), das Ostfränkische
Reich (Deutschland), Burgund und Italien bedeutet das Ende des fränkischen
Großreichs.
- In Tribur findet eine Reichsversammlung
statt, auf der die Teilnehmer Karl III. zum Abdanken zwingen.
- Nach Absetzung Kaiser Karls III. wird
Markgraf Arnulf von Kärnten, ein Neffe des Kaisers (illegitimer Sohn von
Karlmann, dem Bruder von Ludwig dem Jüngeren und Karl III.), zum König der
Ostfranken gewählt (Erste Königswahl der versammelten Großen aus Ostfranken,
Sachsen, Thüringen, Bayern und aus Schwaben in Frankfurt mit einer echten
Wahlversammlung).
888,
Januar - Karl III.
stirbt in Neidingen bei Donaueschingen.
888,
Sommer - Arnulf hält
eine Reichsversammlung in Frankfurt statt, zu der er auch westfränkische Adlige
empfängt, darunter Erzbischof Folcho von Reims, Abt Rudolf von St. Bertin und
St. Vaast sowie Graf Balduin von Flandern. Sie boten König Arnulf die Übernahme
des westfränkischen Reiches an, die er jedoch ablehnte. Diese Entscheidung
führte zu der endgültigen Trennung des Ost- und Westfrankenreiches. Arnulf
wollte lieber einen selbständigen deutschen Staat gründen.
891
- Arnulf von Kärnten
ist es gelungen, fast alle deutschen Stämme unter seiner Herrschaft zu
vereinigen, und er beginnt nun den Kampf gegen die Normannen, die er an der
Dyle in Belgien vernichtend schlägt.
893
- Papst Formosus beruft
in Frankfurt eine kirchliche Synode ein, auf der ein Streit zwischen Hamburg
und Köln beigelegt werden soll.
899,
8.Dezember - Arnulf von
Kärnten (mittlerweile vom Papst gekrönter Kaiser) stirbt in Regensburg. Seine
Nachfolge übernimmt sein erst siebenjähriger Sohn Ludwig IV., in dessen Namen
bedeutende Adlige regieren.
900
- Unter Ludwig, dem
Kind, dem letzten Sproß der ostfränkischen Karolinger, wird das Reich durch
innere Fehden zerrissen. Das Versagen der königlichen Gewalt gegenüber den
Angriffen eindringender Feinde führt zur Bildung von Stammesherzogtümern.
911
– Ludwig, das Kind
stirbt, und mit ihm stirbt das Geschlecht der ostfränkischen Karolinger.