Birstein (Ortsteil)

Sitz der Gemeinde  Birstein

 

Der Ortsteil Birstein ist Sitz der Gemeindeverwaltung.

Birstein liegt im Basaltgebiet des südlichen Vogelsberges und ist die nördlichste Gemeinde des Main-Kinzig-Kreises. Sie umfasst eine Gesamtfläche von 86,63 qkm, das sind ca. 6 Prozent der Fläche des Main-Kinzig-Kreises. In sechzehn Ortsteilen leben insgesamt 6.825 Einwohner. (Stand: 30.06.2001) Unterreichenbach ist mit 672 Einwohnern nach Birstein mit 2.368 Einwohnern zweitgrößter Ortsteil, gefolgt von Obersotzbach mit 577, Fischborn mit 488 und Lichenroth mit 392 Einwohnern. 

Zwei in Nord-Süd-Richtung fließende Bäche begrenzen das Gemeindegebiet: Die Bracht im Westen und die Salz im Osten. Die geographische Höhe beginnt in Birstein mit 283 m über dem Meer und steigt bis Völzberg-Ortslage auf 472 m an. Das Völzberger Köpfchen ist mit 570,7 m die höchste Erhebung in der Großgemeinde und im Altkreis Gelnhausen, gleichzeitig nördlichster Punkt des Main-Kinzig-Kreises.

Bereits um 850 wurden die Dörfer Unterreichenbach und Kirchbracht als ‚Richenbach' und ‚Brataha' in einer Urkunde erwähnt. Eine Grenzbeschreibung des späteren Gerichtes Reichenbach, das annähernd mit der heutigen Gemeinde identisch ist, liegt aus der Zeit um 900 vor. Das Reichenbacher Gericht war Teil eines größeren Besitzkomplexes, den die Abtei Fulda seit dem ausgehenden 8. Jahrhundert im südlichen Vogelsberg und der Kinzigniederung durch Schenkungen erworben und durch eigene Rodungen ausgebaut hatte. Auch die spätere Cent Reichenbach als geschlossene Grundherrschaft bildete kirchlich, rechtlich und auch wirtschaftlich eine Einheit. Dennoch konnte das Kloster im Laufe des Mittelalters hier keine eigene Landeshoheit entwickeln, es musste das entfernte Gebiet lehensweise seinen dortigen Vögten überlassen.

Die älteste, im Original erhaltene, schriftliche Überlieferung des Namens "Birstein" stammt aus dem Jahre 1279. Hier ist von "Birsenstein" - von der "Burg Birsenstein" die Rede. Diese in lateinischer Sprache gehaltene Urkunde des Abtes Berthous von Fulda hat die Belehnung des Grafen Heinrich von Weilnau gemeinsam mit seiner Gattin Luchkardis von Trimberg mit dem "castrum birsenstein et Advochatiam in Richenbach" zum Inhalt. Zu dieser Zeit war Konrad vom Trimberg als Erbe derer von Büdingen mit den Grafen von Weilnau im Lehensbesitz der Burg und Reichenbachs. Neben allen weilnauischen Besitz im Gericht Reichenbach, die Gerichtslinden weisen noch heute auf die ehemalige Gerichtsstätte hin, erwarb am 8. September 1438 Diether v. Isenburg auch die Burg Birstein. Das malerische Schloss, auf einem steilen Bergrücken in Birstein gelegen, wurde Wohnsitz der Grafen von Ysenburg. Eng mit der Geschichte Birsteins ist das heutige Fürstenhaus Isenburg-Birstein verknüpft, dessen Erhebung in den Reichsfürstenstand im Jahre 1744 erfolgte.

Bereits im Jahre 1241 wird Lichenroth in einer Urkunde als ‚Libechenrode' genannt. In den nächsten drei Jahrhunderten werden alle sechszehn Ortsteile urkundlich erwähnt, davon Mauswinkel als letzter im Jahre 1546.

Die Grenzen des Gerichts blieben in der Folgezeit nahezu unverändert, abgesehen vom Anschluss Katholisch Willenroths Anfang des 18. Jahrhunderts das aber, im Unterschied zum Gerichtsbezirk, genau wie die Gemeinde Radmühl (preußisch), wieder wegfiel. Im Unterschied zum alten Amtsbezirk hinzugekommen ist Illnhausen und hessisch Bösgesäß aus dem früheren Kreis Büdingen, Oberhessen.

Während sich das Gericht Reichenbach 1866, als Kurhessen preußisch wurde, auflöste, und die Dörfer in die kommunale Selbstverwaltung entlassen wurden, bestand die kirchliche Organisation in Form der Kirchspiele weiter. Das alte Kirchspiel Reichenbach teilte man Ende des 16. Jahrhunderts, vermutlich wegen der gewachsenen Einwohnerzahl und möglicherweise aus kirchenpolitischen Gründen. Der nördliche Teil, bestehend aus Kirchbracht, Mauswinkel, Lichenroth, Völzberg, Wüstwillenroth und Wettges einschließlich des außerhalb des Gerichts liegenden Illnhausen wurde als eigener Pfarreibezirk abgetrennt. Sitz des Pfarreramts wurde Kirchbracht.

Durch die Gebietsreform von 1970 bis 1974 entstand die Gemeinde Birstein in ihrer jetzigen Form. Zunächst schlossen sich die bis dahin selbstständigen Gemeinden Birstein; Bösgesäß, Fischborn und Kirchbracht zum 1. Februar 1971 zusammen. Ab 1. März kamen noch Oberreichenbach und Hettersroth und im Laufe des Jahres noch Illnhausen und Böß-Gesäß, sowie Untersotzbach als neue Ortsteile hinzu. Anfang 1972 schlossen sich noch Unterreichenbach und Obersotzbach der neugegründeten Gemeinde Birstein an. Zum ersten Bürgermeister der Gemeinde wurde am 15. März 1972 Erhard Erb gewählt.

Parallel zu den Zusammenschlüssen im südlichen Teil hatten sich die Gemeinden Mauswinkel, Wüstwillenroth, Lichenroth, Wettges und Völzberg zum 1. Juli 1971 zur Gemeinde Oberland zusammengeschlossen. Zum ehrenamtlichen Bürgermeister der damals 1230 Einwohner zählenden Gemeinde war im Dezember 1971 Karl Günther aus Wüstwillenroth gewählt worden, der auch dort seinen Amtsitz hatte. Die Gemeinde Oberland wurde aber bereits zum 1. Juli 1974 per Gesetz mit der Gemeinde Birstein vereinigt. Damit war im Jahre 1974 die Gebietsreform abgeschlossen.

Mit Bildung der Großgemeinde endete die knapp 150-jährige kommunale Selbständigkeit der Dörfer. Mit der Gemeinde Birstein, die zu den großen Flächengemeinden in Hessen gehört, entstand allerdings kein künstliches und traditionsloses Gebilde, sondern eine Gemeinde in den Grenzen eines mehr als eintausendjährigen Verwaltungsbezirks.